Selbstaffirmationen sind eine kraftvolle Technik, um unser Selbstbild zu stärken und unser Verhalten nach und nach positiv zu beeinflussen. Doch wie bei vielen wirksamen Methoden gibt es auch hier Schattenseiten, die beachtet werden sollten.
Die Technik der Selbstaffirmationen
Selbstaffirmationen sind positive Aussagen, die wir uns selbst wiederholt sagen, um unser Unterbewusstsein positiv zu beeinflussen und unseren Zustand zu verändern. Diese Streicheleinheiten fürs Selbstbild können das Wohlbefinden steigern und helfen, konkrete Ziele leichter zu erreichen. Indem wir uns regelmäßig positive Mantren vorsagen, können wir unser Denken und Fühlen in eine konstruktive Richtung lenken.
Die Schattenseiten der Affirmationen
Doch Vorsicht: Wenn die positiven Mantren über das Ziel hinausschießen, können sie einen negativen Effekt haben. Das war auch der Grund, warum ich lange Zeit Affirmationen abgelehnt hatte. Denn es stimmt nicht, dass Affirmationen ausschließlich gut tun. Besonders wenn der eigene Selbstwert gerade angekratzt ist - und das kann phasenweise auch bei grundsätzlich selbstbewussten Menschen sein (z.B. durch Jobverlust, Trennung/Scheidung) - können Affirmationen, die zu weit von unserer aktuellen Überzeugung entfernt sind, das Gegenteil bewirken. Statt uns besser zu fühlen, könnten wir uns dann durch die Affirmation noch schlechter fühlen. Das geschieht, weil wir in Gedanken sofort in Widerrede gehen und nach Gegenbeispielen suchen, warum die Aussage doch nicht zutrifft. Dies kann zu Unsicherheit und Ängstlichkeit führen.
Den richtigen Satz finden
Deshalb ist es wichtig, den richtigen Satz für sich zu finden. Eine Affirmation muss zu deinen Überzeugungen und Werten passen. Moderate Formulierungen sind oftmals besser als allumfassende Aussagen. In meinen Beratungen merke ich immer wieder, wie schwer es meinen Klienten fällt, sich selbst zu lieben. Anstatt also zu sagen „Ich liebe mich (für …), passt vielleicht „Ich mag mich (für …)“ oder „Ich akzeptiere mich (für …)“ zu Beginn besser. Es ist eine Annäherung an das Ziel. Und wie viele Zwischenschritte notwendig sind, das erkennen wir meist erst beim Gehen. Oder statt „Ich bin wertvoll“, könntest du eine sanftere Formulierung wählen wie „Tag für Tag erkenne ich meinen Wert mehr und mehr.“
Die Ressourcendusche
Ein weiterer hilfreicher Ansatz ist die sogenannte Ressourcendusche. Frage Freunde, was sie an dir mögen, und schreibe dir diese Eigenschaften auf. So hast du immer eine Liste deiner positiven Eigenschaften griffbereit, die du im Alltag gezielt nutzen kannst. Hebe besonders jene Eigenschaften hervor, die du selbst an dir schätzt. Überlege, warum dir gerade diese Eigenschaften besonders viel bedeuten. Dies stärkt nicht nur dein Selbstbewusstsein, sondern hilft dir auch, dich auf das Positive in dir zu konzentrieren.
Gedanken und Gefühle ohne Bewertung niederschreiben
Eine weitere Methode, um Platz für neue Gedanken zu schaffen, ist das Niederschreiben deiner Gedanken und Gefühle – ohne jegliche Bewertung. Indem du einfach alles aufschreibst, was dir durch den Kopf geht, schaffst du Raum in dir und kannst dich von belastenden Gedanken ein Stück weit entfernen.
Der individuelle Ansatz
Es gibt nicht den einen Satz, mit dem sich alle Menschen besser fühlen. Der Schlüssel liegt darin, einen Satz zu finden, der sich für dich richtig und stimmig anfühlt. Sprich eine Affirmation laut aus und spüre in dich hinein. Wie fühlt sich dieser Satz jetzt gerade für dich an? Wenn du innerlich zu viel Widerstand spürst, ist eine Umformulierung wichtig. Weiche den Satz etwas auf und probiere alternative Formulierungen aus. Wiederhole diesen Prozess, bis du einen Satz gefunden hast, mit dem dein Kopf und dein Körper gut umgehen können.
Fazit
Selbstaffirmationen sind kein Allheilmittel und doch können sie ein mächtiges Werkzeug sein, um das Bild von uns selbst zu stärken und das Wohlbefinden zu verbessern. Doch wie bei jedem Werkzeug ist die richtige Anwendung entscheidend. Finde Affirmationen, die wirklich zu dir passen, und sei bereit, sie anzupassen, wenn sie nicht sofort funktionieren. Nutze zudem die Ressourcendusche und erinnere dich im Alltag bewusst an deine Qualitäten. Und schaffe durch das unbewertete Niederschreiben deiner Gedanken Raum in dir. So kannst du Schritt für Schritt mehr Positivität und Selbstvertrauen in dein Leben bringen.
